Zukunftskonzept 2030
"Zukunftskonzept 2030" - So lautet die Zielrichtung, an der sich der Caritasverband für die Diözese Eichstätt in den nächsten Jahren ausrichtet. Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren hat sich der Diözesanverband nun auf den Weg eines Konsolidierungsprozesses begeben. Fachlich begleitet wurde er dabei von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Curacon, die sich auf Einrichtungen und Unternehmen aus der Gesundheits- und Sozialwirtschaft spezialisiert hat. In dem rund neunmonatigen Prozess hat der Verband die Kosten- und Leistungsstrukturen seiner Einrichtungen und Dienste ins Blickfeld genommen und große wirtschaftliche Herausforderungen festgestellt. Dazu zählen die 20 Caritas-Seniorenheime im Bistum Eichstätt, das Caritas-Zentrum St. Vinzenz für Menschen mit Behinderung in Ingolstadt und die sieben Caritas-Kreisstellen mit ihren niederschwelligen Beratungsangeboten.
In 68 Terminen und rund 220 Sitzungsstunden entwickelte der Vorstand gemeinsam mit der Beratungsfirma und einem Team aus Verantwortlichen der Einrichtungen ein Konzept zur Konsolidierung des Verbandes. "Es wird eine große Kraftanstrengung und gemeinsames Handeln fordern", sagt Caritasdirektor Alfred Frank, "damit die vielfältigen Maßnahmen des Zukunftskonzepts 2030 in den nächsten Jahren wirtschaftlich greifen".
Tatsächlich wurde durch die Analyse in unterschiedlichen Bereichen Einsparungspotential erkannt. Das große Ziel des Diözesan-Caritasverbandes ist es, mittelfristig wieder eine schwarze Null zu schreiben. Dies soll vor allem durch strukturelle Veränderungen im Angebot, einen optimierten Personaleinsatz, das konsequente Nutzen von Synergie-Effekten in der Verwaltung und eine stetige Digitalisierung auf allen Ebenen gelingen. Kündigungen sind grundsätzlich nicht vorgesehen.
Die Einnahmenstruktur des Verbandes soll sich langfristig verbessern. So ist geplant, höhere Pflegesätze und Zuschüsse mit den Kostenträgern zu verhandeln oder weitere Drittmittel einzuwerben. Nur so ist eine höhere Refinanzierung der im Auftrag des Staates durchgeführten Dienste zu erreichen. Als Wohlfahrtsverband übernimmt die Caritas beispielsweise in der Erziehungs- und Familienberatung und Flüchtlings- und Migrationsberatung staatliche Aufgaben. Diese werden aber nur teilweise refinanziert, so dass der Caritasverband einen Eigenanteil von rund zehn Prozent einbringen sowie die Overhead-Kosten selbst tragen muss.
Im Zuge der Analyse wurde auch der Leistungskatalog der Caritas ins Blickfeld genommen. So soll sich beispielsweise das klassische Modell der Kleiderkammer wandeln. Künftig setzt der Verband vermehrt auf Second-Hand-Shops, mit denen bereits in Herrieden und Weißenburg positive Erfahrungen gesammelt worden sind. Hier können interessierte Bürgerinnen und Bürger kostengünstig Textilien erwerben. Die Kleiderkammern werden damit aus den Kellerräumen der Kreisstellen auf die Ebene der Einkaufsstraße gebracht. Menschen mit Bedürftigkeitsnachweis erhalten weiterhin die Kleidung zu einem verminderten Preis.
An bewährten Angeboten wie der Allgemeinen Sozialberatung, die allein aus Caritas-Mitteln und Kirchensteuern finanziert werden, wird der Caritasverband festhalten. "Dieses Beratungsangebot ist ein unverzichtbarer Grunddienst der Caritas", erklärt der stellvertretende Caritasdirektor Andreas Steppberger.
Vor großen Herausforderungen steht das Caritas-Zentrum St. Vinzenz. Denn es muss in den nächsten Jahren sein Defizit, das aktuell bei rund einer Million Euro liegt, ausgleichen. Dazu sind neben vielen Einzelmaßnahmen auch harte Einschnitte notwendig. Der schwierigste davon ist, dass das Caritas-Zentrum sein Wohnheim für geistig- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche schließt. Das Wohnheim ist eine vollstationäre Einrichtung mit einem hohen Personalschlüssel. Seit vielen Jahren verlangt dieser Bereich dem Diözesan-Caritasverband hohe personelle und finanzielle Anstrengungen ab. Bereits 2022 musste eine Wohngruppe aufgrund von Personalmangel schließen. "Es ist notwendig, diesen Schritt zu gehen", sagt Frank. "Die Analysen haben ergeben, dass die Tragfähigkeit des gesamten Caritas-Zentrums in Ingolstadt von strukturellen und finanziellen Veränderungen abhängt."
Der Fachkräftemangel in der Pflege, die Folgen der Corona-Pandemie und der Energie-Krise lasten stark auf den Caritas-Seniorenheimen. Trotz der großen Nachfrage nach Heimplätzen konnten einige Einrichtungen keine Vollbelegung erreichen. Stattdessen waren sie gezwungen, pflegebedürftige Menschen abzuweisen, weil in ihrem Haus Pflegefachkräfte fehlten. "Neben der dramatischen menschlichen Seite ist dies ein erheblicher wirtschaftlicher Faktor", erklärt Steppberger. Ein Haus ist nur bei einer Auslastung von 96 Prozent kostendeckend finanziert. "Die Nichtbelegung führt zu Mindereinnahmen, die nicht kompensierbar sind". Um diesem Defizit zu begegnen, werden der Personaleinsatz in den Einrichtungen mit Hilfe einer neuen Software optimiert und neue Wege bei der Gewinnung von Fachkräften beschritten. Gleichzeitig werden die Preise für Dienstleistungen, die nicht refinanziert sind, neu kalkuliert, um eine Kostendeckung zu erreichen.
"Mit dem Zukunftskonzept 2030 werden wichtige Weichen für die Wirtschaftlichkeit des Diözesan-Caritasverbandes gestellt", betont der Caritasratsvorsitzende Dr. Josef Schmidramsl, "diese dienen dem Erhalt der Einrichtungen und Dienste und der Zukunftsfähigkeit der Caritas-Arbeit vor Ort."